Die TOMATIS®-Methode im Zusammenhang mit körperorientierter TraumaARBEIT

Alfred A. Tomatis lebte von 1920 bis 2001 und war ein französischer HNO-Arzt und Psychologe. Er beschäftigte sich mit den Zusammenhängen von Stimme, Gehör und Psyche; besonders Letzteres hat mit der Entwicklung der Polyvagaltheorie durch den amerikanischen Neurophysiologen Stephen Porges in seiner Bedeutsamkeit neue Dimensionen erreicht. Dieser bestätigte die Theorien und Beobachtungen von Alfred Tomatis und des von ihm entwickelten Hörtrainings – heute angewendet in über 75 Ländern der Erde von mehr als 3000 TOMATIS-Professionnels.
Lauschen können (im Unterschied zum Hören), eine sichere Bindung haben und ein ruhiger Zustand des ANS (Autonomen Nervensystems) mit gleichzeitiger Kraft und Energie für das Leben gehen im „optimalen“ / ressourcierten Zustand miteinander einher. Unser menschliches Nervensystem (und das von Säugetieren) ist auf Kommunikation und Kontakt ausgerichtet. Wir sind soziale Wesen.
Wir alle kennen Situationen, in denen uns Stimme, Gesichtsausdruck und die Körperhaltung eines Menschen in erfreulicher Weise ansprechen, uns neugierig machen, uns beruhigen – oder in uns das Gegenteil auslösen. Unser Gehirn unterscheidet drei Qualitäten der emotionalen Interaktion mit der Welt – Sicherheit und Wohlbefinden; gravierendes Problem, Angst und Gefahr; Todesangst, Ohnmacht und Ausweglosigkeit. Ein Mensch mit einem nicht-integrierten Trauma erlebt intensivere, extremere autonome Reaktionen und dadurch wird seine Fähigkeit, sich zu regulieren und sich in Beziehungen wohl zu fühlen, beeinträchtigt. Die daraus resultierenden Verhaltensweisen sind zu würdigende Überlebensstrategien, in ihren Auswüchsen aber nach Jahren oder Jahrzehnten zumeist kontraproduktiv im Sinne eines möglichen Wechselspiels von Entspannung und Anspannung, von Nähe und Distanz, von gewollter Kommunikation und Rückzug.
Bereits im Mutterleib, ab der 20. Schwangerschaftswoche, können wir über die Knochenleitung die Stimme unserer Mutter erkennen.
Geschieht das Hören von Sprache auf uns angenehme Weise, heute wie damals, beruhigt sich der Herzschlag und der Atemrhythmus wird darauf abgestimmt. Wenn unser Gehirn heute der Meinung ist, dass wir uns in einem Zustand von Sicherheit und Wohlbehagen befinden, gelingt das Wechselspiel von An- und Entspannung der Mittelohrmuskeln; man geht davon aus, dass dies mit einem Erleben von sicherer Bindung verknüpft ist.
Körperlich entspannen können wir uns aber nur, wenn wir uns sicher fühlen (ansonsten müssten wir kämpfen oder fliehen oder Dissoziation in Verbindung mit einer Immobilisierung als letzten Ausweg „wählen“ – diese beiden Reaktionen werden im Falle eines Traumas eingesetzt, um das Überleben zu sichern). Durften wir bisher Sicherheit und Entspannung nicht lernen oder ist die Regulation durch ein Schocktrauma nachfolgend dauerhaft gestört, sind wir in einem Zustand dauerhafter Anspannung – hier können wir unserem Gehirn mit dem TOMATIS-Hörtraining neue Alternativen zur Verfügung stellen.
Wir hören etwas – über die Spannung der Muskeln im Mittelohr, gesteuert durch das ANS, werden Schallwellen in das Innenohr und von dort in das Gehirn weiter geleitet. Unsere Wahrnehmung und unser psychisches und physisches Empfinden sind immer wechselseitig wirksam.
Bei dem TOMATIS-Hörtraining wird nun mittels eines Spezialkopfhörers und eines eigens für den Klienten und seinen Ausgangszustand ausgewählten Musikprogramms eine sogenannte Mikrogymnastik des muskulären Mittelohrstems gefördert. Dies wird durch die „Klangwippe“ erreicht – ein nicht vorhersehbarer Wechsel von Tiefen- und Höhenbetonung der Musik (zumeist Mozart und Gregorianische Gesänge – wenn gewollt). So wird Sicherheit/Entspannung/liebevolle Ruhe auf der einen Seite und Energetisierung des Gehirns auf der anderen Seite im Wechsel im Sinne der Polyvagaltheorie trainiert.
Gleichzeitig wird das im Innenohr befindliche Vestibulum, das Gleichgewichtszentrum, geschult. Denn die Nerven sind miteinander verbunden – unser Körpergefühl sitzt sozusagen im Ohr. Muskeltonus – die Grundspannung unserer Muskulatur – ständige Anspannung oder Erschlaffung, Motorik, Standfestigkeit, Haltung, Feinmotorik – das alles ist unmittelbar mit dem Ohr und den dazugehörigen Nervenbahnen miteinander verknüpft. Wir trainieren also nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper.
Die TOMATIS-Methode eignet sich für Menschen mit Somatisierungsproblematiken, Depression, Burn out-Symptomatik, Menschen mit Ängsten, Schlafstörungen, Tinnitus, Hyperakusis, hochsensible Menschen, die ihre Wahrnehmungsfähigkeiten im Sinne einer größeren Toleranzbreite trainieren möchten, Menschen mit sich wiederholenden störenden Verhaltensweisen, Kommunikationsproblemen, zwischenmenschlichen Problemsituationen, Menschen mit chronischen Schmerzen, auch im Bereich der Muskulatur, Menschen im autistischen Spektrum, Kinder und Jugendliche mit verschiedensten Entwicklungsstörungen, …
Ablauf: Wenn Sie bereits Klient bei mir sind, braucht es für das Vorgespräch, die Auswahl eines geeigneten Programms und die Geräteeinweisung nur wenig Zeit, ca. 1,5 Std. Sie nehmen das Gerät mit nach Hause und hören von 14 aufeinander folgenden Tagen mindestens an 10 Tagen das Hörtraining, danach treffen wir uns wieder. Nach einer Pause von mind. 2 bis 6 Wochen absolvieren Sie wieder ein 14-tägiges Programm, dann noch einmal nach 2-3 Monaten Pause; jeweils mit Vor- und Nachgespräch (und b.B. mit zwischenzeitlichen Telefonaten) bzw. regulären Arbeitsterminen.
Der Preis richtet sich an meinem Stundensatz für die Gespräche aus, zzgl. einer Leihgebühr (und Kaution).
In meiner Praxis setze ich die Methode als unterstützendes Werkzeug im Sinne einer Regulationshilfe ein (selten als alleinige Methode). In Abhängigkeit von der Ausgangslage und den Wünschen des Klienten, sind Veränderungen im vestibulären System, im Bereich der Kommunikation und auf der energetischen Ebene möglich. Dies unterstützt sowohl Ihre persönliche Entwicklung, als auch die gemeinsame Arbeit auf angenehme Art und Weise.
Literatur: Schweiz Z Ganzheitsmed 2014;26:156-161; D. Dana „Die Polyvagaltheorie in der Therapie“, TOMATIS Ausbildung Level
Bei Interesse an weiterführender Literatur bzgl. der Polyvagaltheorie nach Stephen Porges, kann ich gerne Literaturhinweise geben bzw. einen Artikel der „Schweizerischen Zeitung für Ganzheitsmedizin“ zur Verfügung stellen. Siehe auch www.tomatis.com
